"Menschen Lieben"

Meine (Peter´s) Sicht der Dinge...

Offen und ehrlich Menschen (egal welchen Geschlechtes und wie viele) lieben!
Der Versuch von Begriffsdefinitionen aus meiner Sicht

Liebe, Sex und Leidenschaft

In vielen Foren gibt es immer wieder Diskussionen um Liebe, Freundschaft, Beziehung, Begehren, Eifersucht, Polyamorie und Bisexualität...

Meine Gedanken und Einstellungen dazu möchte ich hier darstellen, dass meine Äußerungen zu diesen Themen auch im entsprechenden Kontext verstanden werden können.

Freundschaft

Freundschaft verbindet Menschen. Sie beruht auf Gegenseitigkeit.
Ein Freund ist jemand, auf den man sich verlassen kann, der mir/dem ich bei Bedarf hilfreich zur Seite steht, mit dem ich mich austauschen kann und der mich auch kritisieren darf. Einem FreundIn kann ich viel an“vertrauen“ und ich werde ihn natürlich auch mit Hilfe und Rat unterstützen.
Eine gute Freundschaft bleibt auch erhalten wenn mensch sich länger nicht sieht, aber umeinander (Gefühle, wichtigstes Erleben)weiß. Trotzdem bedarf Freundschaft so etwas wie beiderseitiger „Pflege“.

Beziehung

Miteinander verbunden sein (emotional, sexuell, spirituell etc.) ein Stück des (Lebens-) Weges miteinander gehen und die Bedürfnisse des Gegenübers achten und respektieren. Aber dabei sich selber nicht verlieren/zurückzusetzen.

Liebe

Liebe geht sehr oft aus einer heißen Phase des Verliebt seins hervor. Wer verliebt ist, bei dem spielen die Hormone "verrückt". Derjenige sieht oft nur noch einen Menschen, den dafür mit rosaroter Brille. Mit der Zeit (nach Wochen, Monaten - bei Fernbeziehungen vielleicht auch noch später?) normalisieren sich die Körperfunktionen - und wenn man Glück hat, bleiben auch ohne die hormonelle Rosa-Brille so viele Gemeinsamkeiten, dass eine innige und ehrliche Liebe daraus erwachsen kann. Oder es entsteht eine Beziehung oder Freundschaft oder mensch trennt sich…

Liebe kann aber auch aus einer Freundschaft heraus erwachsen.

Liebe ist in meinen Augen ein Gefühl zu einem anderen Menschen, das in mir den Wunsch erzeugt, alles in meiner Macht stehende zu tun, dass es diesem Menschen gut geht, dass er glücklich ist. Und dieses Gefühl in mir ist zunächst unabhängig davon, ob der von mir Geliebte mich ebenfalls liebt (bedingungslos), aber sie schafft natürlich oft auch den Wunsch nach Nähe zu diesem Menschen.

Es ist damit offensichtlich, dass ich dieses Gefühl auch zu mehreren haben kann (jede Mutter/Vater mehrerer Kinder kennt dies).

Wird die Liebe auch noch erwidert, kann sie wachsen und erhält ständig neue Kraft.

Aus diesem Verständnis ergibt sich auch, dass Liebe nichts mit Besitz zu tun hat. Wen oder was ich liebe, will ich nicht besitzen - ich will, dass es ihm gut geht.

Begehren

Begehren ist für mich das Streben nach etwas, was man gerne haben möchte, was einem begehrenswert erscheint. Wenn ich also etwas begehre, so bedeutet das nicht, dass ich es auch liebe. Begehren kann ich auch Dinge/Praktiken.
Und wen ich liebe, den begehre ich in der Regel nicht, weil ich ihn/sie ja nicht für mich haben will. Von Besitz steht da nichts in meinem Verständnis von Liebe - überhaupt fände ich es eigenartig, einen ganzen Menschen begehren und damit für mich haben zu wollen.

Eventuell begehre ich aber den Austausch von Zärtlichkeiten oder auch wilden Sex (oder bestimmte „Praktiken“) mit diesem Menschen. Nämlich dann, wenn ich dies im Moment gern hätte, jedoch nicht habe. Das setzt nicht zwingend voraus, dass ich diesen Menschen auch liebe (Sympathie ist für mich schon wichtig).

Das Begehren ist bei mir also kein Maß für die Liebe, aber es kann eine Triebkraft dafür sein, einem anderen (fremden) Menschen näher zu kommen. Und daraus kann sich dann auch Liebe zu diesem Menschen entwickeln (muss aber nicht).

Wenn mir jemand sagt: "Ich liebe dich, weil ich dich begehre.", werde ich skeptisch…

Mein Gefühl ist derjenige will mich haben, mich besitzen und er wird alles ihm mögliche tun, um das/mich zu bekommen.

Mit Liebe hat das für mich nichts zu tun, denn Liebe ist kein Besitz.

Vertrauen

Das wichtigste in jeder Beziehung (die Basis) ist Vertrauen. Das erreicht man nur durch einen offenen, aufrichtigen und von Grund auf ehrlichen Umgang miteinander. Jede kleine Heimlichkeit, jede Lüge belastet das Vertrauen untereinander.

Vertrauen kann man nicht "erkämpfen" - genau so wenig die Liebe. Unter Zwang oder Druck wird beides zerstört.

Das, was dann noch Beziehungen zusammenhält, sind Abhängigkeiten (psychische und/oder materielle), aber keine Liebe, kein Vertrauen, kein Miteinander.

Um Besitz kann man kämpfen, Besitz kann man verteidigen.

Liebe jedoch zeigt sich nicht durch Haben, Nehmen oder Besitzen - sie äußert sich durch Gönnen, Geben, Annehmen und Loslassen.

Treue

Treue hat für mich deshalb nichts mit Sex oder Zärtlichkeit zu tun, sondern mit Verlässlichkeit und Vertrauen. Da zu sein wenn der/die andere mich braucht (in guten wie in schlechten Zeiten).

Demzufolge ist Untreue auch nicht, wenn man auch zu anderen Menschen zärtlich ist oder sogar mit anderen Sex hat, sondern wenn man seinen Partner belügt und hintergeht und damit Vertrauen zerstört.

Dass der Begriff "Treue" in Beziehungen oft mit "sexueller Enthaltsamkeit" außerhalb der Beziehung gleichgesetzt wird, liegt wohl daran, dass Sex außerhalb einer Beziehung meist heimlich und gegen den Willen des Partners stattfindet und dadurch eine Form der Untreue ist.

Eifersucht

Eifersucht ist für mich kein Zeichen für die Liebe, sondern ein Zeichen mangelnder Liebe, mangelnden Vertrauens.
Eifersucht ist ein Zeichen von (Verlust-) Angst und/oder Missgunst/Misstrauen.

Bi-Sexualität oder besser Bi-Emotionalität

Ist für mich meine Fähigkeit Menschen unabhängig von Ihrem Geschlechtes (oder Ihrer „Genderdefinition“), wegen ihres Seins und Wirkens zu Lieben und/oder zu begehren bzw. mit Ihnen in Beziehung zu treten.

Polyamor leben

Bedeutet für mich:
1. Jeder Mensch kann jeden lieben.
Wer darf so über den freien Willen seines Partners bestimmen, dass er ihm die Liebe zu einem Anderen verbietet?
2. Polyamorie ist kein "Zwang" zu mehrfachen Partnerschaften.
Sie eröffnet die Möglichkeit, ungezwungen auf die eigenen Gefühle zu hören und diese in Einklang mit den Wünschen und Gefühlen Anderer zu (er)leben.
3. Ein selbstbestimmtes Leben ist die Basis für Glück.
Ob und mit wem ich Beziehungen (auch sexuelle) unterhalte, ist die alleinige Entscheidung jedes Einzelnen. Das in diese Entscheidung auch die Interessen und Wünsche aus bestehenden Partnerschaft(en) einfließen, betrachte ich als selbstverständlich.
4. Treue ist Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit.
Seinen Partner betrügt man, indem man ihn hintergeht. Die schrecklichste Wahrheit ist oft leichter zu ertragen als die kleinste Lüge.

Zuneigung und Liebe zu einem anderen Menschen zu unterdrücken ist auch eine Lüge.

Mein Fazit:

In einem gesellschaftlichen „vorgeschriebenen“ Treueverständnis einer monogamen Heterosexuellen Zweierbeziehung, liegt meines Erachtens die größte und „schwerwiegendste“ Lüge der Gesellschaft.
Ich bewundere ernsthaft jeden, der offen und ehrlich monogam (egal mit welchem Geschlecht) lebt und das auch bewusst will.
Aber ich befürchte das ist ein verschwindend geringer Teil der Menschheit.
Mein Ding ist es nicht und wird es nie sein. Allein weil mir in einer Monogamen Beziehung die Unterschiede vom Erleben mit Männern im Vergleich zu Frauen langfristig fehlen würden.
Ich glaube nicht das andere Menschen für die Befriedigung meiner Bedürfnisse da sind (das ist allein meine Aufgabe) und ich glaube auch nicht, das ein Mensch alle meine Bedürfnisse befriedigen könnte (selbst wenn er wollte).
Und auf keinen Fall möchte ich jemanden mit dieser „unlösbaren“ Aufgabe belasten…
Warum sollte ich „freiwillig“ mich in meiner „Verantwortung“ beschneiden für mich zu sorgen und auf meine Bedürfnisse und Befindlichkeiten zu achten (natürlich immer unter der Beachtung der Bedürfnisse meines Umfeldes).
Deshalb gehe Ich offen und ehrlich Beziehungen zu Menschen ein, in denen sich meine PartnerInnen und ich frei entwickeln können. Emotional und Sexuell.

Und was ist mit Dir?

Feedbacks von Lesern:

"Auch wenn ich einiges nicht teile , eine spannende Grundhaltung und eine gute Basis zur Auseinandersetzung!" Andreas (45)

"Sehr treffend beschrieben! Danke dafür!" Martin (52)

"Der Text hat mir einiges klar gemacht und ich beginne meine Grundhaltung zu überdenken." Reinhild (56)

Warnungen
Der Text könnte Ihr Weltbild erschüttern und/oder Ihr Beziehungsleben verändern!

Hinweise
Der Text ist als Grundlage meiner "Haltung" zu sehen und kann gerne verwendet, übernommen und dann persönlich erweitert oder verändert werden.
Über einen Verweis auf den Ursprung würde ich mich freuen.

Ich stehe gerne zu Diskussionen bereit. Kontaktieren Sie mich.